Das konzertante Stiefkind des russischen Meisters auf einem ungewöhnlich temperamentvollen Spielplatz – eine heute schon beinahe historische Produktion.
Novin Afrouz, Klavier
Nürnberger Symphoniker
Unter der Leitung von Alexander Rahbari
Während Peter Tschaikowsky nach der Komposition seines Klavierkonzertes in b-moll erst noch einige Rückschläge und Fehlstarts erlebte, errang das zwischen Oktober 1879 und Mai 1880 entstandene zweite Konzert in G-dur sogleich einen stürmischen Uraufführungserfolg. Begreiflicherweise, denn es ist mindestens so »russisch« wie sein älteres Geschwister, enthält darüber hinaus im Mittelsatz eine hinreißende, weit ausgeführte Kammermusik in Gestalt eines solistischen Trios für Klavier, Violine und Violoncello und stürmt am Ende mit der unbändigen Freude eines Künstlers dahin, der eine tiefe Existenzkrise hinter sich gelassen hat: Tatsächlich stand am Anfang dieses Opus 44 der etwas mißmutige Entschluß, »etwas tun zu müssen« – und Peter Tschaikowsky befreite sich durch die Tat.
Daß sich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte die Vorzeichen umkehrten und aus dem b-moll-Konzert eines der meistgespielten romantischen Klavierwerke überhaupt wurde, indessen das »Nachfolgemodell« in den Hintergrund geriet – das ist wieder eines der Geheimnisse von den Marotten und Moden der Musen. Was geschieht, wenn man dieser Kreation den Puls fühlt und sich in ihre ganz eigene Welt versenkt, das hören wir in dieser bemerkenswerten Interpretation mit der vielfach ausgezeichneten Perserin Novin Afrouz und ihrem Landsmann Alexander Rahbari: Das große Aufnahmestudio der Nürnberger Symphoniker im Colosseum glühte förmlich, als die vielgereiste Solistin mit dem temperamentvollen Kollegen am Pult der russischen Seele Tschaikowskys nachspürten.
Track listing
Peter Iljitsch Tschaikowsky (1840-1893)
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 G-dur op. 44
[1] Allegro brillante e molto vivace 21:38
[2] Andante non troppo 7:50
[3] Andante con fouco 8:27
TT: 37:55